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Rückblick Fachtagung "Wissen ist Geld wert"

Stand:
Zur Fachtagung „Wissen ist Geld wert. Finanzkompetenz im Alter – Herausforderungen und Perspektiven der Finanzbildung"
Hände zweier älterer Personen mit Unterlagen und einem Taschenrechner

Mit dem demografischen Wandel steigt die gesellschaftliche Bedeutung von Finanzkompetenz im Alter. Gleichzeitig werden Finanzentscheidungen komplexer, digitaler und risikobehafteter. Viele ältere Menschen sind unzureichend auf zentrale finanzielle Herausforderungen vorbereitet – von der Altersvorsorge über Pflegekosten bis hin zum Schutz vor Betrug. Doch ist Finanzbildung im Alter ein weitgehend unberücksichtigtes Feld, und es existieren wenig systematische Ansätze oder Bildungsangebote für ältere Menschen. 

Die Fachtagung „Wissen ist Geld wert“ legte daher den Fokus auf die Frage, wie zielgruppengerechte Finanzbildung aussehen kann, vor welchen Herausforderungen ältere Menschen stehen und wie Finanzbildungsangebote diesen Anforderungen begegnen können.

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These 1: Finanzbildung im Alter ist eine gesellschaftliche Schlüsselaufgabe.

Finanzielle Bildung älterer Menschen ist Voraussetzung für Selbstbestimmung, Teilhabe und Schutz in einer zunehmend komplexen und digitalen Finanzwelt. Mit dem demografischen Wandel steigt der Bedarf an altersgerechter Finanzbildung – sie darf kein Nischenthema, sondern muss Bestandteil einer nachhaltigen Verbraucherbildung sein.

These 2: Ältere Menschen sind keine homogene Zielgruppe.

„Die Senioren“ gibt es nicht. Lebenssituation, Einkommen, Bildung, Gesundheit und Vorerfahrungen variieren stark. Effektive Finanzbildungsangebote müssen sich an biografischen Erfahrungen, sozialen Voraussetzungen und individuellen Bedürfnissen orientieren – ein pauschaler Ansatz greift zu kurz.

These 3: Finanzkompetenz ist mehr als Wissen – sie muss heterogenen Lebensrealitäten und Biografien gerecht werden.

Entscheidungen zu Finanzen im Alter sind häufig mit Unsicherheit, Zeitdruck oder Lebensumbrüchen verbunden (z. B. Pflege, Erbschaft, Renteneintritt). Deshalb sind verständliche, empathische und alltagsnahe Formate entscheidend. Wissensvermittlung allein reicht nicht aus.

These 4: Bildung im Alter erfordert angepasste didaktische Konzepte.

Lernen im Alter ist möglich, aber an veränderte kognitive, sensorische und motivationale Bedingungen geknüpft. Erfolgreiche Bildungsangebote nutzen Erfahrungswissen, arbeiten mit kleinen, lebenspraktischen Lerneinheiten und schaffen eine angenehme, soziale Lernatmosphäre ohne Leistungsdruck.

These 5: Finanzbildung muss gezielt auch bildungsbenachteiligte Gruppen erreichen.

Es braucht aufsuchende Bildungsarbeit, Multiplikator:innen und Angebote im Sozialraum, um gerade die Menschen zu erreichen, die typischerweise keine Weiterbildung nutzen, aber besonderen Unterstützungsbedarf haben.

These 6: Finanzbildung braucht strukturelle Qualitätssicherung und institutionelle Vernetzung.

Die Finanzbildungslandschaft ist fragmentiert. Es fehlt an wissenschaftlich fundierten, geprüften und nachhaltigen Angeboten für ältere Zielgruppen. Es braucht klare Qualitätsstandards, evidenzbasierte Methoden und eine bessere Vernetzung zwischen Bildungsakteuren, Politik und Beratungseinrichtungen.

These 7: Finanzbildung allein reicht nicht – es braucht begleitende Strukturen.

Finanzbildung kann nur dann wirksam sein, wenn strukturelle Unterstützung wie Verbraucherschutz, Transparenzpflichten und Barrierefreiheit mitgedacht werden. Verbraucherberatung, verständliche Produkte und klare gesetzliche Rahmenbedingungen bleiben unverzichtbar.

Fazit: Finanzbildung im Alter ist Empowerment

Finanzbildung im Alter bedeutet, Menschen zu befähigen, informierte, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Dafür braucht es zielgruppenorientiere Formate, Netzwerke von Bildungsakteuren, innovative Methoden und den politischen Rahmen, dieses Thema dauerhaft zu verankern.

Bildungspolitische Positionen

Finanzbildung im Alter ist ein zentrales Instrument gesellschaftlicher Teilhabe, Selbstbestimmung und Armutsprävention. Sie muss stärker politisch priorisiert, bedarfsgerecht und unabhängig ausgestaltet und nachhaltig verankert werden.

Nachhaltige Strukturen und Rahmenbedingungen schaffen

Es braucht eine dauerhafte Finanzierung zielgruppenspezifischer Bildungsangebote, um systematische und flächendeckende Bildungsangebote in Hessen umsetzen zu können. Nur mit mittel- bis langfristiger Planungssicherheit lassen sich zielgruppengerechte Angebote entwickeln und umsetzen. 

Verankerung in der politischen Bildungsagenda

Finanzbildung im Alter muss als Querschnittsthema in Bildungs-, Senioren- und Verbraucherpolitik aufgenommen werden. Dazu braucht es ein Vernetzungskonzept und Strukturen. 

Vernetzungsstelle Verbraucher- und Finanzbildung für die Erwachsenenbildung schaffen

Besonders vulnerablere Gruppen müssen gezielt angesprochen werden, zum Beispiel durch aufsuchende Arbeit, Multiplikator:innenprogramme und Kooperationen mit Akteuren im Sozialraum. Dazu braucht es ein starkes Netzwerk aus Bildungsträgern, Sozialverbänden, Kommunen, Senioreneinrichtungen und der Verbraucherzentrale, welches in einer Vernetzungsstelle „Verbraucher- und Finanzbildung“ mit der Zielrichtung Erwachsenenbildung gebündelt wird.

Qualität, Transparenz und Unabhängigkeit sichern

Es braucht klare Qualitätsstandards, eine systematische Evaluation von Maßnahmen sowie Transparenz über Anbieter, Inhalte und Methoden. Finanzbildung im Interesse von Verbraucher:innen muss verständlich, lebensweltnah sowie produkt- und anbieterunabhängig gestaltet sein.

Finanzkompetenzen zu fördern, bedeutet auch eine Stärkung digitaler Teilhabe

Digitale Finanzbildungsangebote müssen mit konkreten Unterstützungsleistungen (zum Beispiel Schulungen, persönliche Begleitung) kombiniert werden. Dies ist gemeinsame Aufgabe von Finanzdienstleistern, Verbraucherschutz und dem Land Hessen. 

Berücksichtigung vulnerabler Gruppe

Finanzbildung muss alle Menschen adressieren – unabhängig von körperlichen Beeinträchtigungen, Wohnort, Einkommen oder Sprachbarrieren. Finanzbildungsangebote und Maßnahmen müssen daher inklusiv gedacht werden und sich besonders an denjenigen orientieren, die höheren Unterstützungsbedarf haben. 

Finanzbildung muss mit Verbraucherschutz zusammen gedacht werden

Finanzbildung und Finanzkompetenzen zu stärken allein reicht nicht für die Absicherung der finanziellen Situation im Alter, wenn es am Markt keine passenden Produkte für ältere Menschen gibt oder diese falsch beraten bzw. Opfer von Betrug werden. Anbieter von Finanzprodukten müssen sich sehr viel stärker auf die zunehmende Alterung der Gesellschaft und eine wachsende Zielgruppe mit neuen Bedürfnissen einstellen. Dazu braucht es auch weiterhin einen starken Verbraucherschutz und die unabhängigen Beratungsangebote der Verbraucherzentrale Hessen.


Logo der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz mit Förderhinweis

Die Veranstaltung wurde gefördert von der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz. Das Ziel der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz ist es, Verbraucherbildung zu stärken. In einer immer komplexer werdenden Konsumwelt sollen Menschen die Möglichkeit erhalten, selbstbestimmte kritische und nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen. Mit ihrer Arbeit fördert die Stiftung Verbraucherbildung dauerhaft, nachhaltig und flächendeckend und setzt damit einen wichtigen gesellschaftlichen Hebel.

Wir stärken Verbraucherbildung in Deutschland - machen Sie mit? 
www.verbraucherstiftung.de/online-spenden

Münzen gestapelt auf Geldscheinen

Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse Nürnberg

Die Sparkasse Nürnberg hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Außerdem hat sie über 20.000 Verträge gekündigt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit Unterstützung der Verbraucherzentrale Bayern deswegen Musterklage gegen die Sparkasse Nürnberg erhoben. Am 23. September 2025 entscheidet der Bundesgerichtshof (BGH) über das Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts.
Geldmünzen vor Taschenrechner und Stift

Prämiensparverträge: Vergleich mit Stadtsparkasse München ist wirksam

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Stadtsparkasse München einigten sich im Verfahren um Prämiensparverträge auf einen Vergleich. Betroffene können so unkompliziert Nachzahlungen erhalten. Das Bayerische Oberste Landesgericht informierte Verbraucher:innen, die sich der Musterfeststellungsklage angeschlossen haben, schriftlich über den Vergleich. Die Sparkasse beginnt mit Bearbeitung der Auszahlungen.
Stadtsparkasse München Schriftzug

Stadtsparkasse München kann mit Zahlungen an Prämiensparer:innen beginnen

Nach dem Vergleich zwischen dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Stadtsparkasse München können die Zinsnachzahlungen an die Sparer:innen in Kürze starten. Das Gericht hat den Vergleich für wirksam erklärt. Die Vergleichszahlungen erhalten Betroffene, die sich der Musterfeststellungsklage der Verbraucherzentrale angeschlossen hatten.